Hemsdorf
… hier wo die Schrote entspringt

Das Titelfoto zeigt den Fischteich in Fließrichtung der Schrote, 16.02..2017

letzte Aktualisierung   11. Mai 2017
Diese Seite wurde am 06.Februar 2017 erstellt!

Rötheplatz und Röthekabel am Hemsdorfer

Fischteich?

Der Fischteich, südöstlich vom Dorf, am Schrotegraben gelegen, war schon

immer ein "mystischer Ort" mit vielen Geheimnissen. Er lockte wohl schon

immer die Hemsdorfer uns Kinder an, um unsere Fantasien umzusetzen.

Zumindestens ab den 50ern Jahren des 20.Jh. Vorher wurde dieser Fleck

wahrscheinlich beackert oder anderweitig genutzt. Hier war die Pferdekoppel

von Raeckes Gut, hier hatte der Ziegenbock der Gemeinde seinen

Futterplatz, Jakobschak‘s Garten lag hier und die Wiesen als Weide und für

das Heu. Am Schrotegraben sind noch immer die riesigen Kopfweiden zu

finden. Sie waren Lieferant von Brennholz zu vielen anderen Zwecken. Die

langen Stangen auch auf den Ackerwagen für die Heueinfuhr.

Als ich aufwuchs war der Fischteich, Versteck, Kletterpark,

Abenteuerspielplatz, Ersatzteillager für alles Mögliche.

All das konnte man hier vorfinden und es hat nichts gekostet. Außer

vielleicht Wasser zum Waschen und Zwirn zum flicken der zerrissenen Hose,

wenn man wieder zu Hause war.

In der wärmeren Jahreszeit haben dort Hans-Dieter,Wilfried, Jürgen, Horst,

Olaf, Gerald, Axel, Peter … "Bunker" gebaut, möglichst nahe an der Schrote,

um mit einem Wasserrad auch Strom für eine Lampe zu erzeugen. Morgens

raus, mittags kurz nach Hause, bis die Eltern besorgt zum Abendbrot gerufen

haben. Wenn es im Sommer länger hell war oder schönes Wetter und

Wochenende (damals ab Sonnabendmittag und Sonntags traf man sich

nochmals an der Butze. Unten beim Fischteich, war die gängige (Lage)

Bezeichnung. Die Ausgehöhlten Weiden waren gute Verstecke, der dann dort

später entstandene „wilde Schrottplatz" Ersatzteillager für kaputte Fahrräder,

Materiallager für selbstgebaute "Autos" oder defekte Mopeds. Im Winter

wurden hier die besten Eishockeyschläger aus den Büschen und Bäumen

herausgesägt um auf den zugefrorenen Dorfteich bis in die Nacht den Puck

zu spielen. Flutlicht gabs von der Straßenlampe an Müllers Ecke.Oder es

wurden Weidenruten geholt um Schleudern oder Flitzebögen mit ihren

Pfeilen zu bauen.

Und wo haben wir uns auf die lauer gelegt Peter?

Es war aber auch nicht ungefährlich im Fischteich, im hinteren Bereich an

der Schrote, was wohl eigentlich als Fischteich gilt, ist Morast und Sumpf.

Etliche Quellen und kleine Rinnsale versuchen den Schrotegraben zu

erreichen und bilden einen moorigen Untergrund. Ganze Pferdefuhrwerke

sind darin versunken, Waffen und Munition sollen dort hineingeworfen

worden sein. Vor kurzen sagte mir eine Mutter, das ein ganzer Panzer da

versunken sein soll, so hat man ihr erzählt.

zum Seitenanfang zum Seitenanfang ... hier entsteht was ganz GROßES,  Aufnahme vom 02. April 2017

erste Aufnahme(n) vom

„Osmanischen Reich“

Nach der Bodenreform wurden die Flächen nach und nach

anders oder gar nicht mehr genutzt. Raeckes Koppel wurde

zu Hosenthien‘s Garten und Wiese, die Wiese des

Ziegenbocks wurde Brachland und diente als "Lagerplatz"

wenn der Teich ausgeschlammt werden musste. Ein kleiner

Teil in Höhe der Esche auch als Schrottplatz. und der

Erdaushub von der Schrotestraße, die im Jahre 2000 (?)

erneuert wurde, wurde hier ebenfalls abgekippt. Auch aus

dem Groß Rodenslebener Teich wurde hier mal entsorgt. Da

wo Schutt liegt kommt auch immer mal wieder was dazu.

Heute findet man die eine oder andere "Kostbarkeit" aus

vergangenen Tagen. Wenn sie dann ans Tageslicht kommt.

(Siehe unter Gesucht und Gefunden).

Da wo jetzt Christian Schuster die Wiese als Koppel für die

Pferde nutzt, hatten mein Vater -Willi Meier,

Gerhard Hosenthien und XXXXX (?), ein

Stück Wiese, auf der zweimal Heu geerntet

wurde. Auch hier ist es teilweise sumpfig

und die Pferde schafften es kaum den

beladenen Heuwagen herauszuziehen. Ich

durfte beim beladen des Wagens das Heu

festtreten, damit recht viel oder sogar alles

auf dem Wagen passte.Dass musste

ziemlich fix gehen und ich musste auf die

Zinken der Heugabel aufpassen wenn das

Heu hochgereicht wurde. Ich glaube die

Ganze Familie war immer im Heu zugange.

Durch meine Mutter wurde das Heu zu Reipe

geharkt um daraus größere Berge zu bilden,

damit das beladen des Pferdewagens

einfacher und schneller ging. Die Männer

(mein Vater und meine Brüder) luden

auf und lenkten die Pferde. Zum

Schluss war der Wagen so hoch mit

dem Heu beladen, daß ich nicht mehr

vom Wagen runter kam. Die Fahrt nach

Hause, oben auf dem Heu war für mich

immer was besonderes. Der Duft des

getrockneten Grases und das

Schwanken der ganzen Fuhre und das

schnaufen der Pferde. Abgeladen

wurde dann bei uns auf dem Hof. Das

Heu kam links in den Schuppen. Ich

weiß gar nicht, wie lange wir die Wiese

genutzt haben. Denn so weit ich mich

erinnern kann, hatten wir Anfangs eine

Kuh namens Blume, drei Ziegen und

Schweine. Später nur noch Karnickel

und Federvieh.

Nach der "Wende" wurde einiges beräumt,

planiertund beackert. Ein Rodelberg entstand hier

durch Kräfte der ABM (Arbeits-Beschaffungs-

Maßnahmen, W. Zunker, H. Wartenberg u.a.),

der nie einen Schlitten gesehen hat. Im

Zuge der in teilweise Eigeninitiative

errichteten Zentralen Wasser-

Versorgung und Abwasser-Entsorgung zu

DDR Zeit durch die Hemsdorfer (80. Jahre)

wurde auch die hier befindliche Klärgrube

zurückgebaut.

Heute lassen Bäume und Gestrüpp, wenn alles

zugewachsen ist, den Eindruck eines

Märchenwaldes entstehen wie Paul Rudolf zu

seiner Mama sagt, um zu beschreiben wo sein

älterer Bruder spielt.

Ich hatte diese Flächen ab 1997 für ein

paar Jahre für zwei Haflinger Pferde,

Maica und Apollo später dann noch

Maja als Weide genutzt und als

Koppel eingezäunt. Haflinger sind

sehr schöne Pferde und genügsam.

Meine waren auch gefräßig. Ihre

Köpfe, wenn sie nicht gerade ein

Päuschen eingelegt hatten, waren

nur auf der suche nach leckerem

Futter dicht über den Boden. Dadurch

ließen sie diese Flächen zeitweise als

zur Parkanlage erscheinen. Kaum Gras,

keine Brennnessel, alles platt. Sie

waren die perfekten Selbstversorger.

Heute lassen Bäume und

Gestrüpp, wenn alles

zugewachsen ist, den

Eindruck eines

Märchenwaldes entstehen,

wie Paul Rudolf zu seiner

Mama sagt, um zu

beschreiben wo sein älterer

Bruder spielt. Im

Märchenwald!

wer wird wohl diesen Wasserkocher einst benutzt haben? Fundsachen aus vergangenen Tage
Derzeitig ist wieder Wuhling am Fischteich. Gleich vorn an der Schrote wurde eine riesige Festung Gebaut. Altes Baumaterial von vorigen Abenteuern, mühsam im Fischteich verbaut, wird wieder zusammengetragen und umfunktioniert. Kein Nintendo oder TV kann sie jetzt zu den Osterferien so fesseln wie die eigenen Ideen und Fantasien. Mehrere Grüppchen, am Anfang, hatte jede seine eigene Butze. Aus Einzelteilen wurde ein Gesamtkunstwerk. Eine Festung , eher ein Panzerkreuzer, würde ich sagen. Ein Schild mit der Aufschrift > GEFAHR< warnt alle Unbedarften und Unbefugten vor widerrechtlichen Eintritt. Die längere Version wäre >Betreten für Erwachsene Verboten<. Der Fischteich ist wieder Versteck, Kletterpark, Abenteuerspielplatz, Baumarkt und das, finde ich, ist gut so.

Das Osmanische Reich im Fischteich

(Ab April 2017)

Der Fischteich ab 1990

Der Fischteich zu meiner Kindheit

es ist erstaunlich, was sich da so alles umfunktionierenläßt Das Lager klare Ansage für die Krieger ein Teil der Mannschaft von links: Max,Lukas, Luis,Felix, überall Geräte zur Verteidigung

Der Fischteich im 17.

Jahrhundert!

Oben hatte ich ja beiläufig erwähnt, was so in diesem Bereich alles „abgeladen“ wurde. Ich gehe deshalb davon aus, dass diese Fläche zur Schrote, vom davor liegenden Feldweg um einige Meter tiefer lag und schräg abfiel, aber trotzdem ziemlich eben (plan) war. Auch das hier früher Koppel und Wiese war und jetzt auch noch ist, deutet auf einen nicht gerade fruchtbares Ackerstück hin. Überlieferte Flurnamen haben in ihrer Beziehung auch einen praktischen Ursprung. Ob hier tatsächlich mal Speisefische gehalten wurden ist nicht widerlegt aber bisher auch nicht bewiesen. Ich habe dazu jedenfalls noch nichts gelesen.
Meine Version in Hinblick auf den Namen „Fischteich ist, dass die Schrote früher, bedingt durch ein anderes Klima (kleine Eiszeit, im Winter mehr Schnee), auch mehr Wasser hatte und vor allem im Bereich des Fischteiches die Quellen besser sprudelten. Auch in diesem Jahr (2017) führte die Schrote erst im Bereich des Fischteiches Wasser. Das Wasser der Schrotequelle selbst erreicht wenn überhaupt gerade einmal den Dorfteich. Und das ist keine Ausnahme. Hier am Ende des Dorfes, besaß "der Bauer" ein Stückchen Land, dass man vielleicht auch zur "Fischzucht" nutzen konnte und ihm auch erlaubte. Denn auch im Dorfteich wurden zur Zeit, als Hemsdorf noch Vorwerk war, Fische gehalten, was Aufzeichnungen belegen. .
Der Fischteich selbst war durch einen Damm zur Schrote hin abgesperrt und wurde durch mehrere Quellen gespeist. Die Schrote floss daran vorbei. Auch ich kenne noch einen kleinen Steg zwischen Schrote und "Sumpfloch", den eigentlichen Fischteich. Hier konnte man beim "Kriegen" (heute sagt man Fangen) spielen seinen Verfolgern leicht entwischen, wenn man gut springen konnte. Das Wasser war und ist immer ein bisschen rostbraun. Vermutlich war das was ich hier als eigentlichen Fischteich beschreibe (das Sumpfloch) in der Vorzeit auch viel Größer und zog sich noch etliche Meter an der Schrote hin, in Richtung Dorf.
Rudolf Werner berichtet darüber folgendermaßen: „Mein Alturgroßvater Johann Friedrich Wilhelm Werner -1826 bis 1905- in Hemsdorf, war Webermeister im Ort. Bestimmte Stoffprodukte wurden zu dieser Zeit u.a. aus der Flachspflanze hergestellt. Das Endprodukt war das Leinen oder auch Linnen genannt. Haus- und Bettwäsche, Bekleidung oder Leinwände für die Malerei wurden daraus hergestellt. Da der Erbpächter Jacobs ein Onkel von ihm war ist es denkbar, dass er den Rötheplatz mit nutzen konnte oder geteilt hat.“ "In meiner Kinderzeit bauten die Hemsdorfer Bauern auf kleinen Flächen Flachs an. Auch bei dem Bauer Walter Jacobs war es nicht anders und da meine Eltern bis 1939 bei ihm beschäftigt waren, habe ich als Kind bei der Ernte Flachs ruutetreckt (rausgezogen). Die Stängel herausgezogen, eine ganz leichte Tätigkeit.“ Das Feld lag in der Nähe von Schlüter‘s Abfindung (Garten). Ich erinnere mich noch gut an die unentgeltlich Arbeit. Vom Fischteich, unseren Abenteurerspielplatz … … …“
Das Röthen ist eine frühere Bezeichnung von Arbeitsgängen zur Gewinnung von Pflanzenfasern, hier speziell beim Flachs, aber auch Hanf und Jute, durch Faseraufschluss. Beim "Röthen" oder später beim "Rösten" werden die Pektine (Ballaststoffe) auch Geliermittel oder "Pflanzenleim" im Pflanzenstengel aufgelöst. Dies geschieht durch Mikroorganismen die sich beim Verfaulen "rotten - rot" werden der Pflanze (eigentlich bräunlicher Farbton) bilden. Danach ist es möglich durch weitere Einwirkungen (Bearbeitungen) die Pflanzenbestandteile von einander zu trennen. Man konnte den Flachs auch "einfach auf den Feld ausgebreitet liegen lassen und dies durch den Tau erledigen lassen (Tau- oder Feld-röste. Was dann mehrere Wochen dauern konnte aber wenig die Umwelt belastete, da die inhaltsstoffe zurück auf den Acker kamen. Das Flachsstroh wird dabei einfach ausgebreitet auf dem Acker belassen.
Am Rötheplatz im Röthekabel wurde die Wasserröste durchgeführt. In einem offenen Gewässern,die Pflanzen liegen dabei entweder mehrere Tage in warmem Wasser (Warmwasserröste) oder zwei bis drei Wochen in kaltem Wasser (Kaltwasserröste). Diese Form der Röste belastet stärker die Gewässer, ist aber wegen des geringeren Zeitaufwandes oft wirtschaftlicher. Wegen dieser Gewässerbelastung wurde das Verfahren 1843 stark eingeschränkt.
Foto 1958/59, meine Mutter melkt unsere Kuh Blume

Foto links: So sah es noch

bis 1960 auf unserem Hof

und dem von Familie Robert

Werner aus. Hinten rechts

das Klo von Werners. Meine

Mutter melkt gerade unsere

Blume.

Lageplan des Rötheplatz im Fischteich, Zeichnung Rudolf Werner 2009 Febr.20017, Blick von der Schrote (Fischteich) in Richtung Feldweg
Foto rechts: Ehemaliger Bach oder Graben, der Röthekabel. Unter den Baum oben entspringt eine kleine Quelle, die früher noch ergiebiger gewesen sein muss.
Skizze: Lage des Rötheplatzes am Fischteich
Foto oben: Der Fischteich im Februar 2017, Blick in Fließrichtung der Schrote.
Der "Sonnabend" meinte ursprünglich nur den Vorabend des Sonntags,  entwickelte sich dann aber im Mittelhochdeutschen zur Bezeichnung für den  ganzen Tag.
Umweltschutz schon im 19. Jahrhundert?
3 junge Raben 2017 kurz vor dem ersten Ausflug 2017: Die Schrote im Fischteich kurz vor dem eigentlichen Fischteich, im Hintergrund die "Höhen" des Scheibenberg 2017: Die Schrote schlängelt sich durch dem Fischteich 04.03.2017 09:25, Esche, gepflanzt vor mehr als 100 Jahre im Garten von ehemals L. Jakobczak, heute Fam. Udo Meier , am Fischteich Fundsache aus einer Zeit als die Preise noch auf der Büchse standen